Gastkommentar von Georg Höhne, MA, EFA® im ÄRZTE EXKLUSIV | März 2023

Das letzte Jahr war für die meisten Investoren alles andere als positiv. Die sehr hohe Inflation hat es praktisch unmöglich gemacht, das Vermögen real zu erhalten. Georg Höhne, MA, EFA®, geschäftsführender Gesellschafter der KRONOS ADVISORY GmbH, gibt Einblick, wie sich Anleger für aktuellen und kommenden Herausforderungen rüsten können.

Können konservative Anlagen auch risikoreich sein?
2022 hat gezeigt, dass konservative Anleger mit hohen Anleihen ungefähr dasselbe verloren haben wie ein Anleger mit 100 % Aktien. Im Durchschnitt waren die globalen Aktien- und Anleihenmärkte mehr als 10 % im Minus. Dies gab es in den letzten knapp 100 Jahren erst dreimal.

Aktieninvestoren sind sich dieser Risiken in der Regel bewusst. Für „konservative“ Anleger ist dieses Ergebnis jedoch zumeist ein Schock und war sicher nicht erwartet. Seit Jahren warnen wir davor, dass vermeintlich „konservative“ Anlagestrukturen hochgradig „risikoreich“ sind und Anleger deutlich breiter streuen sollten, um stabilere und am Ende auch bessere Ergebnisse zu erzielen. Leider tendieren Anleger jedoch dazu, dass sie die Ergebnisse der Vergangenheit auch für die Zukunft erwarten, anstatt sich zu fragen: Was waren die Treiber der vergangenen Ergebnisse und wie wahrscheinlich werden diese auch in der Zukunft vorhanden sein?

Können Sie das Thema „Treiber“ näher ausführen?
Solange Zinsen fallen, bedeutet das steigende Anleihekurse und damit gute Performance für Anleihen-Investoren. Steigende Zinsen bedeutet zwingend entsprechende Verluste. Wie wahrscheinlich war es, dass die EZB die Zinsen von minus 0,5 % noch deutlich weiter senken wird, im Ver- gleich zum Risiko einer Umkehr in der Geldpolitik? Österreich hat 2017 eine 100-jährige Anleihe emittiert. Aufgrund der fallenden Zinsen ist diese Anleihe bis Ende 2020 auf 224 % gestiegen. Am 21.10.2022 war der Kurs nur noch 68,05 %. Diese Schwankung übertrifft nahezu jede Aktie.

Die Inflation soll heuer weiter über dem Ziel von 2 % p.a. bleiben, die Wirtschaft weiter unter diversen Problemen leiden und die Zinsen weiter steigen. Wie sollten Anleger unter diesen Rahmenbedingungen agieren?
Produktunabhängige Berater konsultieren, wesentlich breiter streuen als Sparbuch, Gold, Anleihen und Aktien.

Wie können Anleger breiter streuen?
Neutrale Berater mit entsprechendem Know-how können die Zugänge zu Private-Markets-Veranlagungen öffnen, wie etwa Private Equity, Private- Debt, Diamanten oder Infrastruktur. Selbstverständlich ist die Strategie stets an die Vermögenssituation, Ziele und Wünsche angepasst. Große institutionelle Investoren wie etwa Stiftungsfonds amerikanischer Eliteuniversitäten haben ihre gesamte Veranlagung innerhalb der letzten Jahrzehnte drastisch verändert. Damals wurde noch weit mehr als die Hälfte des Vermögens in klassische Veranlagungsformen wie Aktien und Anleihen investiert. In den letzten Jahren wurde dieser Anteil reduziert und durchschnittlich mehr als 60 % in alternative Investments, die nicht bankfähig sind, investiert. Damit wurde eine erhebliche Performancesteigerung bei gleichzeitig deutlich geringerem Risiko oder Schwankung für das Gesamtvermögen erreicht.

Welche Rolle spielen Immobilien für Investoren?
Meiner Meinung nach werden die nächsten Jahre für Investoren im Immobilienbereich deutlich schwieriger. Durch stark gestiegene Kreditzinsen, höhere Baukosten und auch Betriebskosten sowie höhere Eigenmittelerfordernisse der Banken bei Immobilienfinanzierungen kann man nicht mehr von so einer positiven Entwicklung wie in den letzten Jahren ausgehen.

Was raten Sie nun Anlegern?
Die Auswahl der richtigen Vermögensklassen und eine gute Gesamtstruktur sind der Schlüssel, um sein Vermögen werthaltend zu veranlagen. Man benötigt Zugang zu nicht bankfähigen Vermögensklassen zur Risikoreduzierung und Ertragsoptimierung. Aufgrund der steigenden Komplexität und dem großen Angebot verschiedenster Vermögensklassen am Markt ist eine gute und sorgfältige Vorauswahl der Produkte essenziell.