Interview mit e-fundresearch.com | 07.04.2023

Seit knapp einem Jahr ist Georg Höhne als geschäftsführender Gesellschafter für das Wiener Multi Family Office „KRONOS Advisory“ tätig: Im Exklusiv-Interview mit e-fundresearch.com spricht der erfahrene Banker über die Hintergründe seines Wechsels in die Multi Family Office Welt, die Herausforderungen des aktuellen Marktumfeldes und die derzeitige Stimmung auf Klientenseite.

e-fundresearch.com: Herr Höhne, seit knapp einem Jahr sind Sie als geschäftsführender Gesellschafter für KRONOS Advisory aktiv. Was hat Sie zum Sprung in die Multi Family Office
Welt motiviert? Wie kann sich Ihr Haus vom Wettbewerb differenzieren?

Georg Höhne: Seit meinem Einstieg in die Bankenwelt 2008 haben sich die Rahmenbedingungen stetig verschlechtert. Meines Erachtens gibt es eine Überregulierung und die Beratung wurde durch viele Maßnahmen verkompliziert. Trotzdem musste der Fokus verstärkt auf die Veranlagung gelegt werden, da sich Banken aufgrund der langjährigen niedrigen Zinsen auf andere Einnahmequellen konzentrieren mussten. Das Provisionsgeschäft wurde immer wichtiger und der Druck auf die Mitarbeiter, Produkte zu verkaufen wurde größer.

Eine Beratung im besten Sinne für den Kunden ohne jeglichen Verkaufsdruck war fast nicht mehr möglich.

Aufgrund der steigenden Komplexität und dem großen Angebot verschiedenster Vermögensklassen am Markt wird es aber aus Kundensicht immer wichtiger eine gute, objektive und sorgfältige Vorauswahl der Produkte zu treffen. Ebenso sollten die jeweiligen Kosten einer Veranlagung sehr genau betrachtet werden.

Um meinen Kunden die besten Lösungen zu bieten, habe ich meine Karriere in Banken beendet und mich bei KRONOS Advisory, einem der bedeutendsten Multi Family Offices in der DACH-Region, beteiligt.

Ich arbeite weiterhin sehr gut mit den verschiedensten Banken zusammen, aber eben nicht mehr für ein einziges Institut, wo es naturgemäß eine Einschränkung der Produktpalette gibt.

KRONOS Advisory hat als Besonderheit, dass es weder eine eigene Vermögensverwaltung noch sonstige eigene Produkte hat. Neben dieser Unabhängigkeit und keinen Einschränkungen in der Beratung -vor allem auch bei nicht bankfähigen Produkten – können wir in der Regel auch die Kosten von Veranlagungen für unsere Kunden deutlich reduzieren.

e-fundresearch.com: Ausgerechnet in Ihrem Antrittsjahr haben sich die globalen Finanzmärkte von einer denkbar schlechten Seite gezeigt. Sowohl die wichtigsten Aktien- als auch Anleihenmärkte waren 2022 zweistellig im Minus – hinzu kam eine Rekordinflation ungeahnten Ausmaßes. Wie hat das KRONOS  Team diese Herausforderungen meistern können?
Wie war, beziehungsweise ist die Stimmung auf Klientenseite nach diesen stürmischen Marktphasen?

Georg Höhne: Da haben Sie recht! Das letzte Jahr war für die meisten Anleger alles andere als positiv. Die sehr hohe Inflation hat es praktisch unmöglich gemacht, Vermögen real zu erhalten. Anleger haben mit „konservativen“ Anleihen aufgrund der Zinswende enorme Verluste erlitten.

Mit den meisten Aktien hat man ebenfalls verloren. Dies war ein denkbar ungünstiges Ereignis und ist auch historisch nur sehr selten vorgekommen.

Wir als KRONOS Advisory greifen nicht aktiv in die Verwaltungen unserer Kunden bei den jeweiligen Banken ein, sondern konzentrieren uns insbesondere auf die gesamte Vermögensstruktur. Unsere Kunden haben meist mehrere Bankverbindungen und schätzen unsere gesamtheitliche Beratung.

Wir sprechen seit Jahren darüber, den alternativen Investmentbereich zumindest mit einem kleinen Anteil des Gesamtvermögens zu gewichten. Ganz nach dem Vorbild großer institutioneller Investoren wie etwa vieler amerikanischer Eliteuniversitäten. Gegenüber einem klassischen Aktien/ Anleihedepot können, mit einer Beimischung der richtigen alternativen Investments, sowohl Performanceverbesserungen als auch geringere Volatilitäten bezogen auf das Gesamtvermögen erreicht werden.

Die Stimmung unserer Kunden hat sich im Vergleich zum letzten Jahr etwas gebessert, sie ist aber weit entfernt von großem Optimismus. In solch schwierigen Jahren müssen wir als Multi Family Office vor allem immer erreichbar sein und uns ausreichend Zeit für die Ängste und Bedenken unserer Kunden nehmen.

In solch schwierigen Jahren müssen wir als Multi Family Office vor allem immer erreichbar sein und uns ausreichend Zeit für die Ängste und Bedenken unserer Kunden nehmen.

e-fundresearch.com: 2023 hat hingegen überraschend positiv gestartet. In welchem Ausmaß trauen Sie dieser Markterholung? Zu welcher Positionierung raten Sie Ihren Klienten?

Georg Höhne: Wir waren selbst überrascht, wie stark vor allem die europäischen Märkte in das heurige Jahr gestartet sind. Man darf sich von diesem Optimismus an den Märkten in den ersten Wochen 2023 unserer Meinung nach nicht täuschen lassen und muss achtsam sein.

Gerade die jüngsten Ereignisse rund um die amerikanischen Banken Silicon Valley Bank und Signature Bank sowie die Credit Suisse in Europa zeigen drei Dinge:

1. Die Bekämpfung der Inflation durch massive Zinserhöhungen der Zentralbanken führt zu erheblichen Risiken bei Banken, da diese sehr hohe Bestände an Anleihen haben, die nun, wie bei jedem anderen Anleger, hohe Kursverluste erleiden und somit das Ergebnis, bzw. das Eigenkapital, nachhaltig belasten.

2. Die, letztendlich erzwungene, Rettung der Credit Suisse durch die Übernahme der UBS zeigt aber auch, dass alle aus der Finanzkrise 2008 gelemt haben. Für die meisten Marktteilnehmer war es jedoch ein Schock, das die AT-1 Anleihen komplett ausfallen, während die Aktionäre noch in Summe € 3 Milliarden erhalten. Gerade in Österreich sind solche „Bail-In“ Instrumente auch bei vielen Privatanlegern weit verbreitet.

3. Sollten weiterhin massive Geldabflüsse von „kleineren* Banken hin zu systemrelevanten Banken stattfinden (Bank-Run) kann dies zu Kettenreaktionen führen.

Weitere Risikofaktoren für die Entwicklung der Aktienmärkte sind eine länger anhaltende höhere Kerninflation, Enttäuschungen bei den Gewinnentwicklungen der Unternehmen und natürlich die zunehmenden geopolitischen Spannungen über die Ukraine hinaus.

Auch wenn diese Krise wie es scheint vorläufig abgewendet wurde und es so aussieht, dass die Zentralbanken bald einen Richtungswechsel bei der weiteren Zinspolitik vollziehen könnten, ist Vorsicht geboten.
Vom jetzigen Standpunkt aus wäre der größte kurzfristig positive Trigger für die Märkte, dass es zu Friedensverhandlungen zwischen der Ukraine und Russland kommt.

Das würden wir uns zwar alle wünschen, aber dieses Szenario ist aktuell leider nicht das Realistischste.

e-fundresearch.com: Mit welcher weiteren Entwicklung rechnen Sie für den Immobilienmarkt? Üblicherweise weisen High Net Worth Individuals hierzulande ja ein sehr hohes Betongold*-Exposure auf.

Georg Höhne: Durch die in den letzten Monaten stark gestiegenen Kreditzinsen, höhere Baukosten und auch explodierenden Betriebskosten sowie höhere Eigenmittelerfordernisse der Banken bei Immobilienfinanzierungen kann man nicht mehr von solch einer positiven Entwicklung wie in den letzten Jahren ausgehen. Immobilieninvestments müssen nun wieder wirklich kalkuliert werden, und werden in den kommenden Jahren kein Selbstläufer wie sie es in der Vergangenheit waren.

e-fundresearch.com: Wie geht Ihr Team in Sachen Fondsselektion vor? Wo und wann setzt Ihr Haus bevorzugt auf aktives Fondsmanagement? Wann stehen passive Alternativen im
Fokus?

Georg Höhne: Ganz einfach: Wenn Banken in Ihren Vermögensverwaltungen aktiv gemanagte Fonds verwenden, die überwiegend eine Outperformance nach Kosten gegenüber dem Vergleichsindex erzielen, freut uns das sehr. Im Aktienbereich hat man dies leider in den letzten Jahren nur selten gesehen. Solange passive Alternativen nicht nur günstiger, sondern auch besser sind, bleiben sie unsere bevorzugten Instrumente bei der Gestaltung der Aktientangente in einem Depot.

Gerade am Anleihemarkt kann man aber mit aktiv gemanagten Fonds und guter Steuerung der Duration einen Mehrwert gegenüber passiven Alternativen erwirtschaften.
Sollten beispielsweise eigene Fonds in der Vermögensverwaltung verwendet werden, achten wir im Sinne unserer Kunden immer bei den Verhandlungen mit Banken darauf, dass es keine doppelstöckigen Gebührenstrukturen gibt.

Solange passive Alternativen nicht nur günstiger, sondern auch besser sind, bleiben sie unsere bevorzugten Instrumente bei der Gestaltung der Aktientangente in einem Depot.

e-fundresearch.com: Was sind die Grundvoraussetzungen, um bei Ihnen Klient zu werden? Welches liquide Vermögen muss man vorweisen können, um von Ihren Multi Family Office Services Gebrauch machen zu können?

Georg Höhne: Unsere Erfahrungen haben gezeigt, dass in den meisten Fällen ab einem liquiden Vermögen von einer Millionen Euro unsere Beratungskosten schon durch einen Teil der erarbeiteten Ersparnis gedeckt sind.

KRONOS Advisory ist es wichtig, dass der Kunde durch unsere Beauftragung keine Mehrkosten zu tragen hat.

e-fundresearch.com: Vielen Dank für das Gespräch, Herr Höhne!

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